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Das Design

Der Anfang des 20. Jahrhunderts war eine Zeit stürmischer Entwicklungen und Veränderungen. Die 1886 kreierte"Coca Cola" enthielt seit 1904 kein Kokain mehr, sondern einen rauschtechnisch wirkungsloses Extrakt der Coca-Pflanze. Kurz zuvor wurde mit inkrafttreten des bürgerlichen Gesetzbuches in Deutschland das Züchtigungsrecht (des Ehemanns) gegenüber der Ehefrau aufgehoben. Henry Ford startete in dem Werk Highland Park mit der automobilen Massenproduktion und sorgte damit langfristig für grundlegende Umwälzungen industrieller Fertigung. Die SPD wurde stärkste politische Kraft in Deutschland war zuerst Kriegsgegner, hatte sich aber mit Beginn des I. Weltkriegs auf die Seite der Kriegsbefürworter gestellt, als der Kaiser Wilhelm II. zu Beginn des I. Welkrieges verlautbaren ließ, er kenne keine Parteien mehr sondern nur noch Deutsche! Eine Folge für die SPD war eine Abspaltung unter Karl Liebknecht und Rosa Luxenburg (sie wurde wohl gelegentlich als der "hysterische Materialismus" bezeichnet, eine Anspielung auf den historischen Materialismus), die USPD aus der nach dem I. Weltkrieg die KPD entstand. Kurze Zeit später (1916) wurde bei "Terre Haute" die charakteristische Cola-Flasche entworfen. Vorbild war eine geschwungene Vase von Louis Comfort Tiffany.

Die Cola-Flasche mit ihrer charateristischen Form wird nicht zuletzt durch eine geschickte Marketing-Strategie (beispielsweise die Orientierung an den Bedürfnissen der U.S.-Soldaten: 1941 hat jeder U.S.-Soldat eine Coca-Cola für fünf Cent bekommen. 1950 wird Coca-Cola für die U.S.-Army auch in Dosen gefüllt) omnipräsent in der amerikanischen Gesellschaft. Folglich ist es nur eine Frage der Zeit, bis das Design auch auf andere Gebrauchsgegenstände übertragen wurde. Es hat zwar recht lange gedauert, aber in den späten Sechzigern adaptierten Automobildesigner diese Linienführung.

 

Einzug in das Fahrzeugdesign

Das "Coke-Bottle-Design" gehört wohl zu den aufregendsten Linienführungen von Großserienautomobilen, es ist in den Sechzigern entstanden. Der an Luft- und Raumfahrt orientierten und zuletzt ziemlich überladenen Stil der Fünfziger wurde von einer "neuen Sachlichkeit" abgelöst (zum Beispiel am Chevy II und am Rekord A zu sehen). Aber bereits Mitte der Sechziger wurde diese nüchtern-schnörkellose Linienführung bei bei den amerikanischen Fahrzeugherstellern durch zaghaft angedeutete Schwünge in der Seitenlinie der Fahrzeuge (z. B. beim 1966er Dodge Coronett) vollzogen. Mitte der Sechziger gab es erste zarte Ansätze, auch Fahrzeugen mit mehr als zwei Sitzplätzen das Coke-Bottle-Shape zu verpassen. Diese Ansätze hatten ihren gestalterischen Höhepunkt im Modelljahr 1968: Der Dodge Charger wurde erst ab dem 1968er Jahrgang (der sich mit leichten Abweichungen bis 1970 "gehalten" hatte) als "Kult" angesehen. Die Modelle der Jahrgänge 1966 und 1967 haben zwar auch ihre Reize, aber sie reichen nicht an die Modelle 1968 – 70 heran.

Mitte bis Ende des Jahres 1962 wurde in Rüsselsheim die "Entwurfsabteilung" durch eine "Styling-Abteilung" unter dem Amerikaner Claire MacKichan abgelöst. Letztendlich verdanken Rekord A und B ihm die eher nüchtern-kantigen Formen, wobei der Rekord A seine Formen wohl maßgeblich in den USA bekommen hat. In Rüsselsheim wurden "Details" wie Schriftzüge und Chrom gestaltet. Auch das Coupé ist wohl eine Rüsselsheimer Entwicklung.

Erst der Rekord C war der erste Wagen, der komplett in Rüsselsheim gestaltet wurde – allerdings ebenfalls wieder unter klaren Vorgaben des Mutterkonzerns, vermittelt von Claire MacKichan. Es gab einen Wettbewerb zwischen zwei Design-Teams: Auf der einen Seite Herbert Killmer (Leiter des "Rekord-Studios", er zeichnete später beispielsweise Rekord D und E), der eine "Linie der Vernuft" ohne Hüftschwung bevorzugte, auf der anderen Seite das Team um Erhard Schnell, der auch beim Opel GT eine entscheidende Rolle spielte. Die "Advanced Studios" (deren Leiter Erhard Schnell war) gestalteten eine Seitenlinie mit "Hüftschwung", die sich letztendlich auch durchsetzte. An der Entscheidung zu Gunsten des Konzepts mit dem Hüftschwung dürfte wohl auch damit zu tun haben, dass die Chevelle von Chevrolet der von GM vorgegebene Orientierungspunkt für die Gestaltung des Rekord C war.

Speziell die Hochphase der amerikanischen Muscle Cars wird durch die, an das Design der Cola-Flasche angelehnte, Karosserie-Linienführung geprägt. Sowohl die Kraft der Fahrzeuge, die mit dem Coke-Bottle-Design in Verbindung gebracht werden, als auch die völlig andere symbolik und Formensprache der voraus gehenden und folgenden Gestaltungstrends machen diese Form wohl so beliebt. Zwischen Rekord B und frühen Rekord C ist technisch kaum ein Unterschied, außer eben der Linienführung der Karosserie. Eigentlich sollte die neue Rekord-Form zeitnah an der neuen Motorgeneration präsentiert werden. Aber der Coke-Bottle-Rekord war zum Zeitpunkt der Ablösung des OHV-Motors (der auf eine Vorkriegskonstruktion zurückgeht) durch den Motor mit seitlich im Kopf liegender Nockenwelle (Camshaft in Head – C. I. H.) noch nicht serienreif. Also musste ein Rekord A mit Facelift unter der Bezeichnung "Rekord B" herhalten um die neue Motorgeneration zu präsentieren.

Die Verbindung von amerikanischem Fahrzeug-Design mit europäischen Abmessungen sind genau die Elemente, die Rekord C und Commodore A aus der "Masse" der europäischen Fahrzeuge der späten Sechziger und frühen Siebziger so angenehm abheben. Von der feldmausgrauen "Beamtenschaukel" bis zum "zu heiß gewaschenen Muscle Car" kann mit Rekord C und Commodore A nahezu jedes Fahrzeugkonzept überzeugent umgesetzt werden! Zwar gab es auch bei anderen Herstellern, beispielsweise bei Ford Versuche, das Coke-Bottle-Shape zu etablieren, aber die Umsetzung war so "unglücklich", dass diese Fahrzeuge schon nach kurzer Zeit gegen Versionen mit geglätteter Karosserie getauscht wurden.