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Kaufberatung für Rekord C
und Commodore A

 
Achsträger
Wenn die Hinterachsführung so aussieht, sollte man sich überlegen, einen anderen Wagen zu kaufen. Wer genau hinsieht kann die Ursache dieses maroden Zustands erkennen: Eine zusätzliche Lage Blech wurde an- und das Blech darunter zu erheblicher Korrosion gebracht. Die Abläufe in dem Träger wurden konsequent verschlossen, so dass Kondenswasser keine Chance hatte sich zu verflüchtigen. Zu allem Überfluss wurden die zusätzlichen Bleche auch noch auf den Kanten des Profils geschweißt.
 
Einleitung

Welches Modell nun häufiger, seltener oder sonst was ist, kann man in diversen Werken über diesen Wagen nachlesen. Deshalb werden solche Aspekte hier nicht betrachtet. Auch Preis oder Wert der verschiedenen Ausstattungsvarianten werden hier nicht betrachtet, weil ein Originalitäts- und ein Custom-Fan über ein und dasselbe Fahrzeug völlig unterschiedliche Vorstellungen haben können, was ihnen der Wagen wert ist. Es geht in den folgenden Zeilen ausschließlich um die Frage der technischen Fallen, die ein Rekord C oder Commodore A bereithalten kann.

Generell gilt: Lieber eine gute Karosserie mit schlechter Technik als gute Technik mit schlechter Karosserie (ausgenommen eine schlechte Karosserie mit gutem Querstrommotor!). Weiterhin sollte der Gedanke an einen Rekord C oder Commodore A nicht durch einen überstarken Wunsch eines bestimmten Modells blockiert werden. Ein guter Rekord 1500 ist nur in den ersten Tagen unbefriedigender als ein schlechter Sprint. Gleiches gilt auch für den Commodore, wobei der Commodore mit dem 2,2-Liter-Motor da eine gewisse Ausnahme bildet was seine technischen Spezifikationen angeht. Wer einen 3,0-E-Motor aus einem Senator einbauen möchte, kann auch einen Commodore 2,5 S als Basis nehmen, es muss kein GS/E sein. Weiterhin wird davon ausgegangen, dass die potenziellen Käufer auch "schrauben" können oder es lernen wollen. Wer das nicht kann oder will, sollte sich lieber einen bestens gepflegten Wagen mit wenigen Kilometern kaufen.

 
Rohkarosse
Quelle: Adam Opel AG, Warum Individualisten Rekorde fahren, ORS 30-867/250 I, Rüsselsheim 1967, S. 6
 
Die Karosserie

Es gab da mal eine Sendung des WDR zum Thema "Autonarren". Als "Opener" wurde ein Filmchen gezeigt, dass ein potenzielles Wettrennen zwischen einem Ford Capri III und einem Rekord C zeigt! Beide Fahrer nicken sich zu, die Kamera wechselt in die Frontperspektive. Der Capri schaltet das Licht ein, zwei gleißend helle Scheinwerferpaare gehen an. Dann schwenkt die Kamera auf die Rekord-Front, das Licht geht an und es erreicht kaum die Streuscheibe der Scheinwerfers!

Mit einem Lächeln auf dem Gesicht sollte man an den Rekord oder Commo herantreten und niederknien. Nicht vor Ehrfurcht (naja, vielleicht auch), sondern um die Front und speziell das untere Luftleitblech zu untersuchen! Das fängt gerne an den Seiten an zu korrodieren. Dann kann man auch gleich noch einen Blick auf den Zustand der Reflektoren werfen (sind sie schon verrostet oder nur verdreckt?). Wenn der Verkäufer es zulässt, ist es sicher nicht falsch die Scheinwerfer mal herausnehmen zu wollen (oder zumindest danach zu fragen). Zumindest habe ich noch keinen schlechten Wagen gesehen, bei dem die Scheinwerferkästen gut waren. Umgekehrt gilt das genauso.

Als nächstes die Motorhaube öffnen um zu sehen ob schon sichbarer Rostfraß an den Seiten des oberen Luftleitblechs zu erkennen ist. Wenn die Haube schon grade offen ist, kann man auch gleich die Fahrgestellnummer, die sich in der Mitte eines horizontalen über die gesamte Fahrzeugbreite gehenden Blechfalzes befindet, kontrollieren. Wenn die Haube nun schonmal auf ist, sollte man sich auch gleich mal den Rahmenbereich um das Lenkgetriebe ansehen. Bei Fahrzeugen mit schweren Motoren und/oder breiten Reifen kann es im Bereich Lenkgetriebe zu Rissen an dem Vorderrahmen kommen. Besonders hoch ist die Belastung bei Lenkradbewegungen und stehendem Fahrzeug. Normalerweise wird der Tatendrang der Person hinter dem Volant durch die Lenkkräfte eingeschränkt. Aber bei Fahrzeugen mit Servo-Lenkung kann das anders aussehen ...

Häufig erkennt man schon auf den ersten Blick, ob die Kotflügel gesuchte (und teure) Originale oder schlecht bis mäßig passende Nachfertigungen sind. Sehen die Blinker aus als seinen sie eher an ihre Position geschmissen als geschraubt worden und macht das die Kotflügelspitze den Eindruck es sei über eine alte Salami gedengelt worden, ist es ein Repro-Kotflügel. Der Spalt zur Tür hin wird in Gegenden mit vielen gewieften und dünnen Kindern gerne als Versteck genutzt! Einen weiteren Hinweis auf die Originalität des Kotflügels gibt eine geprägte mehrstellige Zahl im vorderen Drittel der Auflagefläche am Stehblech.

Die Tür(en) haben die üblichen Schwachstellen. Der Türboden, die Unterkante und die vordere untere Ecke sind häufig angegriffen. Wenn die Tür grade auf ist, sollte die Gelegenheit genutzt werden um einen intensiveren Blick in den Fußraum zu riskieren. Ist in den oberen Ecken des Fußraums Rost, kann man getrost von einiger Arbeit ausgehen (normalerweise ist der Wasserablauf des Hohlraums vor der Windschutzscheibe ver- oder durchgerostet. Gerne rostet auch der obere Bereich der A-Säule unter den unteren Ecken der Windschutzscheibe. Nach dem Entfernen der Seitenpappe im Fußraum kann man sich ein Bild über den Zustand der A-Säule machen. Sollten sich an der A-Säule erste Pickel zeigen, kann man sicher sein, dass da viel Arbeit drinsteckt. Besondere Vorsicht und Aufmerksamkeit verlangen Fahrzeuge mit Schiebedach. Häufig ist die Dichtung im Lauf der Jahre durchlässig geworden - Schäden rund um den Schiebedachausschnitt und die Enden der Entwässerungsschläuche sind die Folge.

Der Bereich um die Wischwasserpumpe sollte auch genauer inspiziert werden. Dort ist im Radkasten noch ein Hohlraum, der die Korrosion an dieser Stelle anregt. Beim Ausstieg aus dem Fußraum kann man noch mal einen Blick auf die Pedalgummis werfen und sich eine Vorstellung machen, ob der Abnutzungsgrad mit den gelaufenen Kilometern übereinstimmt.

Wenn man sowieso grade in oder auf den Knien ist, kann man sich auch gleich noch die Schweller angucken. Schwachpunkte sind hier die Schwellerspitzen hinter den Kotflügeln. Da wird nämlich mächtig Dreck gesammelt. Da Feuchtigkeit, (möglicherweise) verschiedene Blechqualitäten und Mineralien optimale Voraussetzungen für Rost sind, ist die braune Pest in dieser Ecke häufig zu finden! Aber auch das Schwellerende nimmt gerne Blätter-Croissant-Strukturen an. Beim Coupé kann man hinter den hinteren Seitenverkleidungen einen Blick auf den Schweller werfen. Betrachten sollte man am hinteren Ende der Türen noch den vorderen Bereich des Seitenteils ca. fünf Zentimeter unter der Scheibe. Sind da Blasen zu sehen, ist das Coupé normalerweise abgeritten zu den Ahnen.

Das nächste "Goodie" ist der hintere Radkasten. Im vorderen Bereich sind die Gurthaltepunkte (es ist also kein Problem hinten Gurte nachzurüsten, die Verankerungspunkte sind da - zumindest waren sie es bei Auslieferung [und vielleicht nicht bei den ganz frühen Exemplaren]). Doppellagige Bleche im Spritzwasserbereich sind natürlich besonders weitsichtig (aber eher bezogen auf zukünftige Neuwagenabsätze, als hinsichtlich Korrosionsschutz). Opel hat diese Konstruktionsart offensichtlich für so intelligent gehalten, dass das am Radlauf auch gemacht wurde! Besonders wenn der Wagen Radlaufchrom hat ist das ein lautes "Herzlich Willkommen!" für Korrosion. Mitdenkende Restauratoren trennen den inneren Radlauf so ab, dass dieser ein paar Zentimeter über dem Radlauf am Seitenteil angeschweißt wird.

Nun ist es Zeit den Wagen hochzubocken und einen besonderen Schwachpunkt der Fahrzeuge zu inspizieren: Den Träger über der Hinterachse inklusive Rahmenendbogen. Im Bereich der Federaufnahme hat Opel keine halben Sachen gemacht. Drei Lagen Blech sind an dieser Stelle übereinander! Darzustellen welche Orgien die Korrosion an dieser Stelle feiert, verbietet das Jugendschutzgesetz!

Besonders eifrige "Mitdenker" haben in der Vergangenheit auch gerne die Öffnungen der Träger zugeschweißt, um zu verhindern, dass Wasser eindringt. Nun gut dadurch haben sie im wesentlichen verhindert, dass Wasser austritt! Aber wer wird denn schon so kleinlich sein? Wer jedenfalls an den Rahmenteilen über der Achse Bleche entdeckt die da nicht hingehören, sollte die Preisvorstellungen massiv nach unten korrigieren oder sich den nächsten Wagen angucken. Es ist eine Höllenarbeit die Träger auszutauschen und weil an diesen Trägern auch die Hinterachse hängt, sind wirklich nur minimale Tolleranzen erlaubt. Bisher habe ich niemanden getroffen, der die Arbeit gemacht hat und die Worte "Kindergeburtstag! Jederzeit wieder" von sich gegeben hätte. Eher das Gegenteil war der Fall. Den Ausklang des angesprochenen Trägers stellt der Rahmenendbogen dar. Der Rostet auch sehr gerne durch, weil er von zwei Seiten Feuer, äh Wasser bekommen kann. Zum einen sammelt sich das (Kondens-)Wasser, das aus den höher gelegenen Rahmenteilen herunter fließt andererseits gibt irgendwann die andere Seite einen Zufluss frei. Damit ist dann auch der berühmteste Schwachpunkt der Karosserie erreicht: die Endspitze.

Mehrlagige Bleche im Spritzwasserbereich sind ja die Spezialität von Opel und auch bei dieser Karosserie ist der Hersteller konsequent bis in die Spitze! Die Endspitze wird gebildet aus dem hinteren, unteren Bereich des Seitenteils, der inneren Endspitze (einer Art U-Profil) und einem weiteren horizontalen Blech, das sich als Schmutzfänger gradezu anbiedert. Weil das noch nicht ausreichend "Over the Top" ist, hat Opel die Entwässerung der Innenraumzwangsentlüftung in den Endspitzen enden lassen. "Suboptimal" umschreibt diesen Unsinn nur unzulänglich! Es gibt zwei Möglichkeiten, das Dilemma zu umgehen. Einerseits die Entwässerungsschläuche durch die Endspitzen ins Freie zu verlängern (wenig wartungsintensiv, aber auch wenig schön und mit weiteren Löchern im Blech verbunden), andererseits zwei PET-Flaschen nehmen und den Hals abschneiden, die Entwässerungsschläuche aus den Endspitzen ziehen und in die umfallgesicherten PET-Flaschen stecken (optisch unauffällig, aber etwas wartungsintensiver, weil die Flaschen geleert werden müssen).

Am Heck ist speziell das untere Viertel, also der Bereich unter der Stoßstange rostanfällig. Gleiches gilt für die Ränder des Kofferraumdeckels. Ansonsten sollte man den Rückleuchten noch etwas Beachtung schenken. Wer sich mit Elektrik etwas auskennt braucht eventuelle Fehlfunktionen nicht zu beachten, aber der Zustand der Lichtscheiben ist wichtig. Der Caravan hat Rückleuchten aus farbigem Kunststoff, er ist also in dieser Hinsicht unproblematisch. Limousine und Coupé haben aber Rückleuchten aus klarem Kunststoff, der in der gewünschten Farbe lackiert wurde. Dieser Lack blättert im Laufe der Jahre an manchen Stellen ab oder bleicht aus. Neue Lichtscheiben sind schwer zu bekommen und entsprechend teuer. Nachfertigungen gibt es zwar, aber sie sind etwas blasser und eigentlich nicht mit originalen Lichtscheiben zu kombinieren.

 
Zeichnungen
Quelle: Adam Opel AG, Warum Individualisten Rekorde fahren, ORS 30-867/150 I, Rüsselsheim 1967, S. 25
 
Die Technik
Eine Kaufentscheidung von Nebensächlichkeiten wie Motoren, Getrieben oder Hinterachsen abhängig zu machen, halte ich normalerweise für unsinnig (es sei denn, der Wagen ist wegen eines bestimmten Motorumbaus - z. B. V 8 oder 24 V - interessant). Die meisten CIH-Motoren sind wirklich billig zu haben. Natürlich gibt es auch hier wieder Ausnahmen: Eine Maschine für den Commodore GS/E ist eher gesucht, gleiches gilt für die Maschine des GS 2,8 oder den 1,9 H vom Rekord Sprint. Aber eine Grotte mit guter Technik zu kaufen lohnt sich nicht (es sei denn, der Weg ist das Ziel). Wenn aber beispielsweise ein Commodore mit dem großen Differenzial (also alle, außer dem Commodore 2,2) ein gesperrtes Differenzial hat, kann sich schon allein deswegen ein Kauf rentieren. Über einen Cross-Flow-Motor sollte man sich übrigens erst Gedanken machen, wenn man die 100-Euro-Noten beim Kleingeld einsortiert (einige davon wird man noch bei der Suche in andere Hände wandern lassen).
 
Sonstiges
Wer auf die originalen Reifen der Dimension 6.40/7.00 R 13 Wert legt, sollte deren Zustand relativ genau prüfen. Die 4-PR-Reifen für Limousine und Coupé lassen sich ja noch fast bezahlen ("nur" ca. 100 Euro pro Reifen), aber 6 PR (Caravan) und 8 PR (Sonderkarosserien, zum Beispiel Leichenwagen) lassen sich meines Wissens nicht mehr organisieren. Als Alternative gäbe es die optional erhältlichen 14-Zoll-Felgen, wobei die Felgen kaum aufzutreiben sind. Einfacher hat es dagegen der Commodore A. Da er ab Werk mit 14-Zoll-Felgen geliefert wird, lassen sich leicht passende Reifen auftreiben. Sowohl 175/80 R 14 als auch 185/70 R 14 sind etwas breiter als die originalen 165/80 R 14 (damals 165 R 14 genannt) und sehen nach heutigen Maßstäben "angenehm" aber nicht aufdringlich aus. Aus breiteren Reifen ergibt sich häufig eine relevante Spurrillenempfindlichkeit. Ein Wagen mit breiteren Reifen als 205 gilt eigentlich ohne weitere Maßnahmen am Fahrwerk als unfahrbar, weil jeder Meter auf der rechten Spur der Autobahn zur Existenzbedrohung wird!
 
Beispiele

Rekord-C-Sprint-Fehlkauf
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